Whisky 4.0 – traditionelles Handwerk modern interpretiert

St. Kilian in Rüdenau beindruckt Wirtschaftsjunioren und IHC Aschaffenburg

Es ist ein Samstag im Mai, als sich die Wirtschaftsjunioren Aschaffenburg zusammen mit Junioren-Kollegen aus Frankfurt und einigen Mitgliedern des Industrie- und Handelsclub (IHC) Aschaffenburg in Richtung Rüdenau aufmachen. Bei frühsommerlichen Temperaturen spricht eigentlich nichts gegen einen Wochenend-Ausflug in das idyllisch gelegene Dorf zwischen Spessart und Odenwald mit seinen gut 700 Einwohnern. 

Um Sommerfrische und Erholung in der Natur wird es an diesem Tag allerdings weniger gehen. Es gibt andere Gründe, die Wirtschaftsjunioren und IHC an diesem Tag in diesen, nur auf den ersten Blick unscheinbaren Ort im Landkreis Miltenberg locken.

Längst hat es sich herumgesprochen, was Andreas Thümmler als „geistiger Vater“ zusammen mit Geschäftsführer Mario Rudolf und dem gesamten St. Kilian Team hier in den letzten Jahren aufgebaut hat. Und längst strömen Whisky-Freunde aus ganz Deutschland, aber auch weit über die Landesgrenzen hinaus, in den Norden Bayerns. Hier nach Churfranken, wo Liebhaber der Region neben der wunderbaren Landschaft zum Beispiel längst den ausgezeichneten Reben- und Gerstensaft für sich entdeckt haben. Hier in eine lebens- und liebenswerte Gegend, die sich andererseits mit ihren zahlreichen erfolgreichen Unternehmen als attraktiver Wirtschaftsstandort innerhalb der Metropolregion Frankfurt  / Rhein-Main etabliert hat.

Der Whisky war es dabei allerdings bisher nicht, der sich als Exportschlager aus Unterfranken hervorgetan hat. Und auch Rüdenau – mit Verlaub und allem Respekt – gilt sicher nicht als Hot-Spot der industriellen Entwicklung am Bayerischen Untermain. Umso bemerkenswerter ist das, was die „Junioren“ an diesem Tag zu sehen bekommen: Eine leer stehende Fabrikhalle hat Thümmler, der als Investmentbanker weltweit Millionendeals verhandelt hat, in eine der größten und fortschrittlichsten Single Malt Destillerien Kontinentaleuropas verwandelt. Dort wo früher Kleider hergestellt wurden, fließt nun durch ca. 45 km Rohrleitungen und mit Hilfe modernster Technik alles, was man für einen guten Whisky benötigt. Seit dem 10. Mai 2019 wird nun auch ganz offiziell Whisky abgefüllt – drei Jahre Reifezeit im Fass schreibt das Gesetz vor. Der Name „St. Kilian“ geht übrigens auf den gleichnamigen irischen Frankenapostel zurück – gewissermaßen eine Hommage an eines der traditionsreichen Mutterländer des Whisky und die Verbindung zu seiner neuen fränkischen Heimat.

Mario Rudolf verantwortet als Geschäftsführer die Geschicke des Unternehmens und ist als Master Distiller gleichzeitig Herr über die hochautomatisierten Produktionsanlagen. Als gelernter Braumeister hatte er bereits viel Know-How und Erfahrung im Gepäck, als er Teil des Projekts St. Kilian wurde. Das Handwerkszeug für einen guten Whisky konnte er u.a. direkt in den schottischen Highlands erwerben. Rudolf ist überzeugt: „Vor allem die Menschen, die den Whisky produzieren, prägen den Charakter und den Geschmack.“. 

Ungefähr 200.000 Liter New Make werden bei St. Kilian pro Jahr mit viel Liebe zum Detail und großer Leidenschaft, gleichzeitig allerdings unter höchsten technischen Standards produziert. Abseits der Führung gibt Rudolf dazu weitere Einblicke. „Die Qualität der Zutaten und der Fässer, aber auch die klimatischen Bedingungen sind von entscheidender Bedeutung – nicht unbedingt das Alter des Tropfens.“. Whisky ist ein Naturprodukt und Brennen eine Handwerkskunst, beides spürt man in den Hallen von St. Kilian, bei der Führung mit Andreas Thümmler und im Gespräch mit Mario Rudolf. 

Die beiden sind aber keine romantischen Träumer sondern Profis in ihrem jeweiligen Fach. „Für die gesamte Anlage reden wir über eine Investition in Millionenhöhe.“, macht Rudolf deutlich. Die High-Tech-Anlage direkt aus Schottland und über 100 km Kabel erlauben eine nahezu vollständige digitale Steuerung – von den Malzsilos bis zur Abfüllung. Das Team von St. Kilian arbeitet auf höchstem Niveau und überlässt nichts dem Zufall.

Als sich die begeisterten Gäste aus Aschaffenburg und Frankfurt nach einer eindrucksvollen Führung und der obligatorischen Verkostung wieder zum Aufbruch rüsten, liegt nicht nur der unverwechselbare Geruch von „Angels‘ Share“ in der Luft. Es ist das Gefühl der Teilnehmer, dass hier eine Symbiose von Handwerk und digitaler Technik gelungen ist. Industrie 4.0 mit einem traditionsreichen Produkt von der Insel – hier ist etwas ganz Besonderes entstanden, hier zwischen Odenwald und Spessart, im idyllischen Rüdenau.